Key visual Fringe of the Fringe
© Angelika Gwozdz, 2017i

Fringe of the Fringe

Die Privilegien der Subkultur im Gedächtnis von Institutionen

Datum

01.06.2021 - 31.05.2022

Mit „Fringe of the Fringe“ widmen sich die Stiftung IMAI – Inter Media Art Institute und das Institut für Medien- und Kulturwissenschaft der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gemeinsam den Herausforderungen der Archivierung von Sub- und Gegenkulturen. Der Fokus gilt Kunst- und Musikvideos aus der BRD der 1970er bis 1990er Jahre, die in einen kritischen Bezug zum Schaffen zeitgenössischer Künstler*innen und dem aktuellen Stand der kunst- und medienwissenschaftlichen Forschung gesetzt werden. Im Zentrum steht die Frage nach den Privilegien von Subkulturen und nach den Möglichkeiten die Machtverhältnisse zwischen dominantem Mainstream und alternativer Gegenkultur institutionell aufzuarbeiten.

Seit seinen Anfängen in den 1970er Jahren gilt das Medium Video als marginalisierte Kunstform und so ist es nicht verwunderlich, dass viele der Kunst- und Musikvideos im IMAI-Archiv aus den alternativen Subkulturen der 70er, 80er und 90er Jahre hervorgegangen sind. Die Künstler*innen und Musiker*innen stellten sich gegen die kommerzialisierte Mainstream-Kultur und ihre traditionellen Wertvorstellungen und beförderten sich damit selbstbewusst an den Rand der bürgerlichen Gesellschaft. Trotzdem – oder gerade deshalb - blieb ihr Blick durch die Kamera ein privilegierter Blick. Denn die selbstbestimmte Positionierung am Rand der Gesellschaft schafft eine vollkommen andere Ausgangssituation als der fremdbestimmte Ausschluss, den Frauen, queere Menschen und People of Color bis heute erfahren. Wir werden ausgewählte Arbeiten aus dem Archiv der Stiftung IMAI im Hinblick auf das Privileg der künstlerischen Position hinterfragen und dabei auch die (Un-) Möglichkeit von alternativen Alternativen, wie dem Queer Punk, untersuchen.

Mit diesem Vorhaben stellen sich unweigerlich umfassendere Fragen zur Archivierung und Aufarbeitung von Subkulturen: Was bedeutete Subversion und künstlerische Gegenkultur im engeren Sinne für die BRD der 1970er bis 1990er Jahre? Wie können öffentliche Archive das Vermächtnis künstlerischer Gegenkulturen aufarbeiten? Wie verhält sich die selbstbestimmte Positionierung am Rande der Gesellschaft zum fremdbestimmten Ausschluss aus der Gesellschaft? Kann oder muss hier sogar von einer Aneignung des Fremden/Anderen gesprochen werden? Werden die gesellschaftlichen Normen und ihre binären Denkmuster (männlich-weiblich, hetero-homo, Kultur-Gegenkultur) bei der bewussten Untergrabung durch Subkulturen vielleicht noch verstärkt?

Vom 17. bis 22. November 2021 wird im NRW-Forum Düsseldorf ein Festival stattfinden, das Vorführungen von Videos aus dem IMAI-Archiv mit wissenschaftlichen Stellungnahmen und künstlerischen Interventionen kombiniert. Die Ergebnisse werden direkt im Anschluss an das Festival in einem deutsch- und englischsprachigen Sammelband publiziert.

Dr. Kathrin Dreckmann
Akademische Studienrätin
Institut für Medien- und Kulturwissenschaft
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

 

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